Market Phase Qualifier spiegeln das Marktmodell des Kassamarktes an der Wiener Börse AG wieder. Für fortlaufend gehandelte Titel findet der Handel ganztägig statt und beginnt mit der Vorhandelsphase, an die sich die Haupthandelsphase und danach die Nachhandelsphase anschließen. Zwischen Nachhandel und Vorhandel steht das System nicht zur Verfügung.

Vorhandelsphase

Der Vorhandel leitet die Haupthandelsphase ein. Während dieser Zeit können die Marktteilnehmer Orders und Quotes zur Vorbereitung des eigentlichen Handels eingeben sowie eigene Orders und Quotes ändern oder löschen. Die Marktteilnehmer erhalten keinen Einblick in die Orderbuchlage des Gesamtmarktes, da das Orderbuch in dieser Phase geschlossen ist. Es wird lediglich der letzte am Vorhandelstag in diesem Wertpapier ermittelte Preis angezeigt, sofern dieser verfügbar ist.

Haupthandelsphase

In der Haupthandelsphase können je nach Handelsform und Markt Orders jeder Größe gehandelt werden. In den Märkten mit liquiden Aktien (prime market und standard market continuous) findet ein Fortlaufender Handel statt, der im Anschluss an eine Eröffnungsauktion beginnt und mit einer Schlussauktion endet. Der Fortlaufende Handel wird für den prime market und den standard market continuous durch eine untertägige Auktion unterbrochen.

In den Märkten mit weniger liquiden Wertpapieren bzw. in den Wertpapieren, in denen sich kein Market Maker verpflichtet, erfolgt ein reiner Auktionshandel, wobei die Anzahl der Auktionen pro Handelstag in Abhängigkeit von der Liquidität der in einem Markt gehandelten Werte variiert werden kann. In Wien gibt es für diese Märkte eine Auktion pro Handelstag.

Nachhandelsphase

Nach Abschluss der Haupthandelsphase können im Nachhandel Orders eingegeben sowie bestehende, eigene Orders geändert oder gelöscht werden. Neu eingegebene Orders, abhängig von eventuellen Ausführungs- und Gültigkeitsbeschränkungen, finden in der entsprechenden Handelsform am nachfolgenden Handelstag Berücksichtigung. Außerdem erfolgt in der Nachhandelsphase eine Bearbeitung der abgeschlossenen Geschäfte.

Auktion

Jede Auktion setzt sich aus der Aufruf-, der Preisermittlungs- und der Marktausgleichsphase zusammen. Der Market Phase Qualifier zeigt die entsprechende Phase der Auktion an, nicht jedoch die Preisermittlungsphase, da diese nur wenige Sekunden dauert.

Aufrufphase

Die Auktion beginnt mit einer Aufrufphase. Die Marktteilnehmer können in dieser Phase neue Orders und Quotes eingeben sowie bestehende, eigene Orders ändern oder löschen. In der Aufrufphase, in der das Orderbuch offen ist, haben die Marktteilnehmer Einblick in die gesamte Tiefe des Orderbuches. Um eine Preisbeeinflussung zu vermeiden, hat die Aufrufphase nach einer Mindestdauer ein zufälliges Ende.

Preisermittlungsphase

An die Aufrufphase schließt die Preisermittlungsphase an. Die Preisermittlung dauert nur wenige Sekunden. Auf Basis der mit Ende der Aufrufphase fixierten Orderbuchlage wird der Auktionspreis nach dem Meistausführungsprinzip ermittelt.

Marktausgleichsphase

Können in der Preisermittlungsphase nicht alle ausführbaren Orders ausgeführt werden, werden diese dem Markt für einen begrenzten Zeitraum, in der so genannten Marktausgleichsphase, angeboten. Zu der Marktausgleichsphase kommt es nur, falls ein Überhang vorhanden ist. Die Ausführung der Orders erfolgt zum vorher ermittelten Auktionspreis. Während des Marktausgleichs können im System befindliche Orders in dem entsprechenden Instrument weder geändert noch gelöscht werden.

Die Marktteilnehmer haben die Möglichkeit, den angebotenen Überhang ganz oder teilweise auszugleichen.

Im Rahmen der Marktausgleichsphase sind zwei Stufen zu unterscheiden. In der ersten Stufe (Vor-Marktausgleichsphase) haben – während einer vorher definierten Frist – ausschließlich die Marktteilnehmer Zugriff auf den Überhang, die in diesem Wertpapier als Market Maker bzw. Specialist registriert sind.

Erst nach Ablauf dieser Frist steht der Überhang dem gesamten Markt zur Verfügung (Marktausgleichsphase).

Zwischen den Auktionen

Das Deutsche Marktmodell bietet ebenfalls die Möglichkeit permanenter Auktionen für Wertpapiere. Dies wird am Wiener Markt nicht genutzt, der dazugehörige Qualifier ist jedoch "reserviert".

Vola-Unterbrechung

Das elektronische Wertpapierhandelssystem Xetra® beinhaltet unter anderem einen wichtigen Schutzmechanismus: die Volatilitätsunterbrechung. Diese leistet einerseits einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Preissprüngen und trägt damit zur Erhöhung der Preiskontinuität bei. Andererseits verbessert sie die Wahrscheinlichkeit, dass unlimitierte Orders ausgeführt werden.

Volatilitätsunterbrechung in der Auktion

Liegt der indikative Auktionspreis am Ende der Aufrufphase außerhalb des dynamischen und/oder des statischen Preiskorridors, wird eine Volatilitätsunterbrechung ausgelöst. Der Preiskorridor wird für jedes Wertpapier individuell festgelegt und definiert die maximale absolute bzw. prozentuale Abweichung (symmetrisch positive und negative) vom Referenzpreis in einem Wertpapier.

Der Referenzpreis entspricht dem zuletzt ermittelten Preis und verändert mit jeder Preisermittlung dynamisch die Lage des Preiskorridors. Die Marktteilnehmer werden auf eine Volatilitätsunterbrechung in der Auktion hingewiesen.

Eine Volatilitätsunterbrechung bewirkt eine zeitlich begrenzte Verlängerung der Aufrufphase, in der die Marktteilnehmer die Möglichkeit haben, neue Orders und Quotes einzugeben oder bereits im Orderbuch vorhandene Orders zu modifizieren oder zu löschen. Der Aufruf wird nach dem Ablauf der Verlängerungszeit ebenfalls mit einem zufälligen Ende abgeschlossen.

Volatilitätsunterbrechung im Fortlaufenden Handel

Eine Volatilitätsunterbrechung bewirkt einen Wechsel der Handelsform. Der Fortlaufende Handel wird unterbrochen und eine Auktion eingeleitet. Die Auktion ist beschränkt auf die für den Fortlaufenden Handel bestimmten Orders. Sie besteht aus den Phasen Aufruf und Preisermittlung. Die Aufrufphase hat nach einer Mindestdauer ein zufälliges Ende. Im Anschluss an die Preisermittlung bzw., falls keine Preisermittlung möglich ist, nach dem Ablauf der Auktionsdauer, wird der Fortlaufende Handel wieder aufgenommen.

Handelsunterbrechung

Bei Auftreten von technischen Problemen, die beispielsweise den Neustart des Handelssystems erzwingen, wird der Handel unterbrochen, Orders werden nicht gelöscht.

Handelsaussetzung

Wertpapiere werden vom Handel ausgesetzt, wenn ein ordnungsgemäßer Kapitalmarkthandel zeitweilig gefährdet oder wenn dies zum Schutze der Investoren geboten erscheint. Damit wird auf wichtige Unternehmensnachrichten reagieren, die meist in Form von Ad-hoc-Meldungen veröffentlicht werden. Alle Orders im Orderbuch werden gelöscht.

Die drohende Insolvenz eines Unternehmens kann so ein besonderer Umstand sein. Ebenso erhebliche Veränderungen in der Ertragslage oder eine bevorstehende Kapitalerhöhung, etc. Eine Aussetzung soll allen Investoren die Chance geben, Sachverhalte zu kennen, die für die Bewertung eines Unternehmens wichtig sind.

Auch die Art eines Wertpapiers kann die Aussetzung vom Handel bedingen, beispielsweise beim "Knock-out" bestimmter Zertifikate.

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