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Marktanalyse: Ausblick für Österreichs Wirtschaft verhalten positiv

Paul Severin

Im Jahr 2022 stieg das Bruttoinlandsprodukt in Österreich um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Derzeit ist das Wachstum deutlich abgeschwächt, wobei die Volkswirte für Österreich erwarten, dass sich das Wachstum im Jahresverlauf verbessern wird. Der Arbeitsmarkt ist weiter robust und die Energiekosten sind deutlich gefallen. 

Hohe Inflation belastet

Obwohl zyklische Preistreiber wie Öl oder Gas gesunken sind, bleibt die Inflationsrate in Österreich im Vergleich zur Eurozone um etwa zwei Prozentpunkte höher. So haben die beiden Wirtschaftsforschungsinstitute die Inflationserwartungen nach oben gesetzt. Das IHS erwartet in diesem Jahr einen Anstieg der Verbraucherpreise um 7,5 (Dezember: 6,7) Prozent, das Wifo liegt mit 7,1 (6,5) Prozent leicht darunter.

Der allgemeine Preisanstieg hat sich in die Kerninflation (ohne die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise) übertragen. Unter anderem sind die relativ hohen Lohnabschlüsse und die erwarteten Mietpreiserhöhungen, die an den Verbraucherpreis gekoppelt sind, dafür verantwortlich. Eine hohe Inflation kann, wenn sie langfristig anhält, zu einer Belastung für die Wirtschaft und die Bevölkerung werden. Die Lebenshaltungskosten steigen und die Zentralbank muss die Zinsen erhöhen, um die Inflation zu kontrollieren. Das wirkt sich auf die Kreditvergabe und den Konsum ungünstig aus.

Volatiler Aktienmarkt 

Die jüngste Banken-Vertrauenskrise, der stärkere Dollar und die höheren Renditen wirkten sich dämpfend auf die Märkte aus. Zudem ließen die robusten Wirtschaftsdaten Erwartungen an weitere Zinserhöhungen ansteigen. Ungeachtet dessen konnten Wachstumswerte, die im Vorjahr Kursverluste zu verzeichnen hatten, Boden gut machen. Leider gibt es von diesen Titeln am heimischen Aktienmarkt zu wenige Vertreter.

Die Gewinnerwartungen der Unternehmen wurden von den Analysten seit Jahresbeginn deutlich zurückgenommen. Vor allem zyklische Konsum- und Industrietitel, aber auch die Basisindustrie und die Gesundheitsbranche war von überdurchschnittlich negativen Gewinnrevisionen betroffen.

Seit Jahresbeginn tritt der Leitindex ATX mehr oder weniger auf der Stelle, wobei sich das Börsenbarometer zuletzt wieder fester gezeigt hat. Das Research der Erste Group bewertet den ATX-Index als überverkauft. Im Vergleich zu anderen europäischen Indizes besteht Aufholpotenzial.

Aktienausblick sollte sich im Jahresverlauf aufhellen

Auch die Zinsmärkte haben begonnen eine schwächere Wirtschaftsentwicklung einzupreisen. Ein Umstand, den man an den erwarteten Leitzinssätzen ablesen kann, die in den vergangenen Wochen gesunken sind. So preist der Markt zwar noch Zinsanhebungen im März und Mai ein, dann erwarten die Marktteilnehmer:innen wieder deutliche Senkungen.

Ein niedrigeres Wachstum nehmen die Zentralbanken für Europa und die USA in Kauf, um die Inflation zu senken. Vor diesem Hintergrund haben die Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse auch einen positiven Aspekt.

Für die Aktien wären ein Ende der Zinsanstiege und eine Stabilisierung der Anleiherenditen positiv. Beides zeichnet sich ab. Der Ausblick für Aktien im Jahresverlauf sollte sich daher aufhellen.

Autor:
Paul Severin
Mitglied Vorstand ÖVFA
Head of Communications Erste Asset Management
31. März 2023

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

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