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RBI-Strobl: Werden Strabag-Deal stoppen, wenn Sanktionsrisiko besteht

02.05.2024, 15:10:00

Verkauf des Russland-Geschäfts hat höchste Priorität - Gesamtes Konzernergebnis stieg um 1 Prozent auf 664 Mio. Euro, davon stammte die Hälfte aus Russland und Belarus

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zitate von RBI-Chef Strobl in Analysten-Konferenz; neu geschrieben
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Der Verkauf ihres Russland-Geschäfts hat für die
Raiffeisen Bank International (RBI) höchste Priorität - das sagte
RBI-Chef Johann Strobl am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit
Analysten. Dafür sei aber auch die Zustimmung der russischen
Behörden notwendig. Den Plan, ein Aktienpaket am Strabag-Konzern
über die russische RBI-Tochter zu erwerben, würde man aufheben,
falls damit ein Sanktionsrisiko verbunden wäre, sagte Strobl.
Die RBI hat im ersten Quartal 2024 ihr Konzernergebnis um ein
Prozent auf 664 Mio. Euro um ein Prozent gesteigert - die Hälfte
davon wurde in Russland und Belarus erwirtschaftet. Man habe das
Russland-Geschäft aber in den vergangenen zwei Jahren bereits
deutlich zurückgefahren, sagte Strobl. So sei das Kreditportfolio in
Russland deutlich reduziert worden. Darüber hinaus habe man
Beschränkungen bei der Finanzierung von Geschäften in Russland und
in vielen Nachbarländern eingeführt. "Viele dieser Maßnahmen haben
wir proaktiv eingeführt, bevor Sanktionen oder Beschränkungen
verhängt wurden", so Strobl.
Man habe aber darauf geachtet, das Russland-Geschäft nicht zu
schnell zu reduzieren, um den Wert der Russland-Tochter für einen
möglichen Verkauf zu erhalten. "Unsere russische Tochter hat
bedeutende Investitionen in ihr IT-Personal und die Systeme
getätigt, um eine völlige Entkoppelung im Falle eines Verkaufs zu
ermöglichen. Das Russland-Geschäft wäre dann vollkommen unabhängig
von der RBI-Gruppe und von westlichen IT-Lieferanten."
Man habe in den vergangenen zwei Jahren viele Angebote für die
russische RBI-Tochter erhalten, sowohl aus Russland als auch aus
anderen Ländern. Für einen Verkauf sei es aber auch notwendig, dass
die russischen Behörden einem potenziellen Käufer zustimmten. "Die
Dekonsolidierung unserer russischen Tochter bleibt unsere erste
Priorität. Und wir glauben, dass ein Verkauf der schnellste und
sauberste Weg dazu ist."
Die RBI bemüht sich auch um den Erwerb eines durch EU-Sanktionen
eingefrorenen Strabag-Aktienpakets, das früher dem russischen
Milliardär Oleg Deripaska gehörte, durch die russische RBI-Tochter.
Dieses Aktienpaket würde dann an die RBI in Wien in Form einer
Sachdividende weitergereicht werden. Das Investmentvehikel, das die
Strabag-Aktien hält, wurde an einen nicht sanktionierten russischen
Investor verkauft. Nun müsse geklärt werden, ob dieser Verkauf
ausreichend sei, um die eingefrorenen Strabag-Aktien wieder
freizugeben. Vorher könnten die Aktien weder an die russische
Strabag-Tochter, noch an irgendeinen anderen Interessenten
übertragen werden, sagte Strobl. "Lassen Sie es mich ganz klar
sagen: Wir werden nicht mit dem Erwerb der Strabag-Aktien durch die
Raiffeisen Bank Russia fortfahren, wenn wir glauben, dass ein Risiko
für Sanktionen oder andere negative Konsequenzen von irgendeiner der
relevanten Behörden besteht", etwa durch das US-Finanzministerium.
Die Pläne für den Verkauf der Russland-Tochter wären von dieser
Entscheidung nicht betroffen. "Wir erwarten, dass wir in den
nächsten Wochen mehr wissen werden."
Die Aufforderung der Europäischen Zentralbank (EZB) an die RBI,
ihren Rückzug aus Russland zu beschleunigen, prüfe man sehr
sorgfältig, sagte Strobl. Praktisch könnte dieses Verlangen aber die
Dekonsolidierungspläne beeinträchtigen.
Die RBI hat im ersten Quartal 2024 ihre Risikokosten im Vergleich
zur Vorjahresperiode um mehr als 90 Prozent gesenkt. Höhere
Zinserträge in Zentral- und Südosteuropa führten zu einem Anstieg
des Zinsüberschusses um 70 Mio. auf 1,45 Mrd. Euro. Den größten
Zuwachs mit 25 Mio. Euro verzeichnete die Slowakei, vorwiegend
aufgrund zinssatzbedingt höherer Erträge aus Kundenkrediten sowie
aus Einlagen bei der Nationalbank. Der Provisionsüberschuss sank um
297 Mio. auf 669 Mio. Euro. Den stärksten Rückgang verzeichnete
Russland mit 287 Mio. Euro, die restlichen Länder des Konzerns
zeigten eine stabile Entwicklung.
In ihrem Ausblick für das heurige Gesamtjahr rechnet die RBI ohne
Russland und Belarus, weil die EZB die österreichische Bank
aufgefordert hat, ihren Rückzug aus Russland zu beschleunigen. Der
Zinsüberschuss dürfte demnach im Jahr 2024 bei rund 4 Mrd. Euro
liegen und der Provisionsüberschuss bei rund 1,8 Mrd. Euro. Bei den
Kundenforderungen wird mit einem Wachstum von 3 bis 4 Prozent
gerechnet. Die Verwaltungsaufwendungen werden bei 3,3 Mrd. Euro
erwartet, was zu einer Cost/Income Ratio von rund 52 Prozent führen
dürfte. Der Konzern-Return-on-Equity dürfte 2024 voraussichtlich bei
rund 10 Prozent liegen. Zum Jahresende erwartet die RBI eine harte
Kernkapitalquote von rund 14,6 Prozent, wobei eine Entkonsolidierung
der russischen Einheit zum Kurs-Buchwert-Verhältnis von Null
angenommen wird. Auch die Dividendenentscheidung werde von der
Kapitalposition des Konzerns ohne Russland abhängen, heißt es in der
Mitteilung.
ivn/kre
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 WEB   http://www.rbinternational.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen