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Strabag baute Gewinne 2023 kräftig aus

25.04.2024, 13:54:00

Konzernergebnis erhöhte sich um 33 Prozent auf 630,5 Mio. Euro - Ausblick auf 2024 vorsichtig - Probleme mit russischem Anteilseigner noch nicht vom Tisch - Streubesitz niedrig

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Zitate und Details nach der Bilanzpressekonferenz (durchgängig)
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Österreichs größter Baukonzern Strabag hat 2023 "auf
größtenteils rückläufigen Märkten" eine massive Gewinnsteigerung
hingelegt. Das Konzernergebnis erhöhte sich gegenüber dem Jahr davor
um ein Drittel auf 630,5 Mio. Euro, wie das Unternehmen am
Donnerstag bekanntgab. Geholfen haben die breite geografische
Streuung der Konzernaktivitäten und öffentliche Aufträge. Die
Probleme mit dem russischen Großaktionär sind noch nicht vom Tisch.
Die Aktionärsstruktur des Bauriesen ist problematisch: Mit Hilfe
einer Kapitalerhöhung wurde der Anteil der MKAO "Rasperia Trading
Limited", die dem von der EU sanktionierten russischen Oligarchen
Deripaska zuzurechnen war, mittlerweile immerhin von 27,8 auf 24,1
Prozent verwässert. "Deripaska gilt nicht mehr als wirtschaftlicher
Eigentümer", betonte Konzernchef Klemens Haselsteiner.
"Die Kapitalmaßnahmen waren zur Reduktion des Rasperia-Anteils
gedacht", erklärte der CEO. Ziel sei es gewesen, den Anteil unter 25
Prozent zu drücken. "Die Tatsache, dass wir einen sanktionierten
russischen Aktionär haben, hat sehr viele Probleme gebracht, sehr
viele Fragen." Die gegenüber 2022 entfallende Tilgung einer Anleihe
in Höhe von 200 Mio. Euro habe den Erwerb eigener Aktien
überkompensiert, die im Rahmen eines antizipatorischen
Pflichtangebots der österreichischen Kernaktionäre angedient worden
seien.
Die Sorgen mit dem von der EU sanktionierten Oligarchen sind
vorerst noch nicht ausgestanden. Weitere Gerichtsprozesse drohen.
"Die Anfechtungsklage war in erster Instanz vom Landesgericht
Klagenfurt abgewiesen worden - wir gehen davon aus, dass Rasperia
alle Schritte setzten wird, um das Urteil zu bekämpfen", so der CEO.
Um aus ihrer verzwickten Russland-Verbindung rauszukommen, ist
derweil ein Deal der Strabag und des weiteren Anteilseigners
Raiffeisen im Gange. Gemeinsam mit dem Versicherer UNIQA hält
Raiffeisen derzeit 31,9 Prozent an der Strabag.
Die RBI hatte im Dezember angekündigt, über ihre russische
Tochter 28,5 Millionen Aktien der Strabag erwerben zu wollen.
Zuletzt wurde dieses Aktienpaket von der russischen Rasperia Trading
gehalten. Heuer im März wurde Rasperia an einen russischen Investor
namens Iliadis verkauft, der nach Angaben der Bank nicht
sanktioniert ist. Die Anteile sollen von der russischen RBI-Tochter
erworben und dann als Sachdividende an die Konzernmutter in Wien
übertragen werden. Ursprünglich hätte die Transaktion im ersten
Quartal 2024 abgeschlossen werden sollen.
"Eine sanktionsrechtlich Prüfung ist gestartet", sagte
Haselsteiner. "Ob der Erwerb der Rasperia durch die Iliadis
Auswirkungen hat, können wir derzeit nicht beurteilen." Es sei nicht
absehbar, "wann wir alle Unterlagen haben werden, um eine
vollumfängliche Prüfung durchführen zu können - wir hoffen bald", so
der Strabag-Chef. Seitens der RBI werde gegenüber dem Baukonzern
immer wieder betont, dass bei dem möglichen Deal beziehungsweise dem
geplanten Kauf der Strabag-Aktien alle sanktionsrechtlichen
Vorschriften eingehalten würden.
Die Probleme in Russland trüben jedenfalls das Bild. Abgesehen
vom derzeit noch recht großen Anteil in russischer Hand ist der
Streubesitz des Baukonzerns mit nur 10,9 Prozent recht klein. "Der
Wunsch, der sich seit Jahren nicht geändert hat, ist es, den
Streubesitz zu erhöhen", räumte Haselsteiner ein. Es sei "eindeutig,
dass das Hauptproblem der Strabag-Aktie eine zu geringe Liquidität
und ein zu geringes Handelsvolumen", seien. "Das Wunschszenario
wäre, dass die RBI ihr Aktienpaket an der Börse platzieren würde",
richtet Konzernchef den Blick in die Zukunft.
Die Baukonjunktur ist derzeit insgesamt schwach. Im
"wesentlichsten Markt" Deutschland erwarte die Strabag einen
weiteren Rückgang im Wohn- und Bürobau. "Dieser Trend wird sich
frühestens 2025 umdrehen", so der CEO. Die Lage sei differenziert,
vor allem im Hochbau. Bei den kleineren Firmen seien die Probleme
viel größer, sie hätten Auftragsrückgänge in großem Ausmaß - es gehe
um Existenzängste. Der österreichische Markt sei derzeit ein
"Sorgenkind" im Konzern: "Der Rückgang im Wohnbau ist besonders
stark und die großen Industrieprojekte fehlen", hielt Haselsteiner
fest. Der Zinsanstieg und die strengeren Vorgaben für die Vergabe
von Immobilienkrediten hätten die Baugenehmigungen zum Erliegen
gebracht. Allerdings mache der Wohnbau unter 10 Prozent der
Strabag-Leistung aus.
"Das Konjunkturpaket der Regierung macht Hoffnung." Doch selbst
ohne bürokratische Verzögerungen sieht der CEO "frühestens 2025"
eine einsetzende Erholung. "Österreichs Baumarkt wird 2024 noch eine
Herausforderung bleiben."
"Trotz aller Herausforderungen geht es uns überraschend gut",
stellte Haselsteiner fest. Die Strabag profitiert von einem derzeit
hohen Anteil an öffentlichen Aufträgen, die im abgelaufenen Jahr dem
Konzernchef zufolge einen Anteil von 70 Prozent stellten.
Normalerweise betrage das Verhältnis zu den privaten Aufträgen 55 zu
45 Prozent. "Wir warten, dass die private Baukonjunktur wieder
anspringt", so der Konzernchef. Die "starke Performance 2023" führt
das Management auf die Abdeckung der gesamten Bauwertschöpfungskette
und die breite geografischen Präsenz zurück.
Auch operativ lief es gut: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern
(EBIT) um ein Viertel auf 880,2 Mio. Euro. "Das Jahr 2023 war von
Faktoren geprägt, die für den Bau nicht unterstützend wirken",
berichtete der Strabag-Chef. "Rückgänge in einzelnen Bausparten
konnten wir dank unserer breiten Aufstellung mehr als ausgleichen",
fügte er hinzu. Gleichzeitig arbeitete die Strabag weiter am
Fortschritt des Bauens und setze auf die Wachstumstreiber der
Zukunft - Nachhaltigkeit und Innovation.
"38 Prozent der globalen CO2-Emissionen entfallen auf Gebäude",
strich Haselsteiner hervor. Um die europäischen Klimaziele zu
erreichen, führe daher kein Weg an der Renovierung und
Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden vorbei. "Bauen im Bestand ist
daher fest in unserer Strategie 2030 verankert", betonte der CEO.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr kletterte der Gewinn je Aktie (EPS)
um 37 Prozent von 4,60 auf 6,30 Euro. Unter Berücksichtigung der
höheren Zahl an Aktien infolge der jüngsten Kapitalerhöhung liegt
der Wert laut Finanzvorstand Christian Harder bei 5,45 Euro je
Aktie. Die Gewinnausschüttung an die Aktionäre soll nun im Vergleich
zum Jahr davor von 2 Euro auf 2,20 Euro je Anteilsschein angehoben
werden. Das entspreche einer Dividendenrendite von 5,7 Prozent. 2022
war der Konzerngewinn um 19 Prozent auf 472,5 Mio. Euro
eingebrochen.
Der Ausblick des Managements auf das laufende Geschäftsjahr 2024
ist angesichts der generell schlechten Baukonjunktur vorsichtig: Die
Bauleistung soll nur leicht von 19,1 auf 19,4 Mrd. Euro wachsen.
2023 legte sie noch um 8 Prozent zu. Weiters wird heuer eine
EBIT-Marge von "mindestens 4 Prozent" angepeilt, nach zuletzt 5
Prozent.
Per Ende Dezember 2023 gab der Auftragsbestand der Strabag um 1
Prozent auf knapp 23,5 Mrd. Euro etwas nach. Trotz starker Rückgänge
auf dem Wohnungsbaumarkt habe er "auf sehr hohem Niveau nahezu
stabil gehalten" werden können.
In Vollzeitäquivalenten gerechnet beschäftigte der Bauriese im
abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit 77.136 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Der Personalstand wurde um 5 Prozent aufgestockt.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0558-24, Format 88 x 100 mm)
  kre/tsk/hel
 ISIN  AT000000STR1
 WEB   http://www.strabag.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen