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Analyse: Aktien Österreich – mehr als einen Blick wert

Alois Wögerbauer

Was sind die zentralen Treiber für die Entwicklung der Wiener Börse? Wie läuft die Konjunktur in Westeuropa, wie läuft die Konjunktur in Osteuropa und wie ist die Lage im Inland? Wir haben derzeit die seltene Situation, dass die Frage für alle drei Bereiche mit „Gut“ beantwortet werden kann. Das Wachstum Österreichs wird laut jüngsten Schätzungen 2018 bei knapp 3 % liegen. Viele Länder Osteuropas wachsen mit Raten nahe 4 %. Westeuropa wird über 2 % zulegen, auch wenn sich die Stimmungsindikatoren vor allem in Deutschland zuletzt eingetrübt haben.

Das Wachstum der heimischen Unternehmensgewinne wird 2018 im hoch einstelligen Bereich liegen. Dies trifft auf einen Markt, der mit einem KGV von im Schnitt nur 12 bewertet ist und eine Dividendenrendite von im Schnitt 3,2 % aufweist. Ein starkes Argument in einem Umfeld, in dem Unternehmensanleihen bester Bonität kaum 1 % Rendite bringen. Damit ist grundsätzlich die Basis für ein positives Börsenumfeld gelegt. Langjährige erfahrende Börsianer wissen allerdings, dass sich Fundamentaldaten nicht immer direkt in Kursentwicklungen umwandeln lassen.

Österreich ist keine Insel und so sind auch die internationalen Gegebenheiten zu beobachten. Ein US-Präsident, der Unberechenbarkeit zu einem Qualitätsmerkmal erhebt und den Zollstreit ein wenig als Pokerspiel interpretiert und auch wirtschaftlich negative Gesamtentwicklungen riskiert. Wie kaum eine andere Börse ist Wien geprägt von zyklischen Unternehmen: Banken, Immobilien und vor allem auch viel Industrie. Defensive Titel aus nicht zyklischen Branchen sind rar. Die Verfassung der Weltkonjunktur ist daher wichtig. Dazu kommt eine Regierung in Italien mit Plänen, die – falls umgesetzt – zu einem deutlichen Schuldenausbau führen würden. Und vor allem: Wir sehen auch eine schrittweise Normalisierung der Notenbankaktivitäten, die Liquiditätsschwemme der letzten Jahre ist somit so nicht wiederholbar. Liquidität ist ein zentraler Treiber für die Entwicklung der globalen Aktienmärkte.

Für taktisch und kurzfristige agierende Investoren ein schwieriges Umfeld. Aber für solche Investoren war und ist der Börsenplatz Wien ohnehin nicht geeignet. Eine dynamisch positive Kursentwicklung über die kommenden Sommermonate ist wenig wahrscheinlich. Die langfristigen Perspektiven überzeugen aber.

Für strategisch denkende Investoren eröffnen sich daher eine Vielzahl attraktiver Möglichkeiten – Geduld und Weitblick vorausgesetzt. Die Konzentration der heimischen Immo-Aktienlandschaft ist noch nicht abgeschlossen. CA Immo, Immofinanz und S Immo haben immer noch Potential. Mit der Vienna Insurance Group kann man den Marktführer in Osteuropa erwerben. Strabag wird von den Investitionen Deutschlands in die Straßeninfrastruktur profitieren. Lenzing wird weiter investieren und den Anteil an Spezialfasern erhöhen. Der Flughafen Wien profitiert vom grundsätzlichen Wachstum der Stadt und zahlreichen neuen Billigfluglinien.

Die Börse Wien ist daher mehr als einen Blick wert. Zu viele Investoren haben immer noch den Höchststand von 2008 im Kopf – und übersehen, dass sich der Wiener Markt in den vergangenen fünf Jahren ausgezeichnet entwickelt hat – auch im internationalen Vergleich. 


Autor:
Alois Wögerbauer, CIIA
Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H.
3. Juli 2018

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Hinweis

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