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Aktuelle Marktanalyse: Aktienmärkte blicken über Konjunkturdelle hinaus

Uta Pock

Wachsende Unsicherheiten haben zu einer spürbaren Verlangsamung des Wirtschaftswachstums geführt. Der Handelskonflikt verunsichert die Exportwirtschaft, Zölle verteuern teilweise die Vorprodukte, andere Handelshemmnisse lenken Investitionen um oder verhindern sie sogar. Bedingungen und/oder Timing für den BREXIT waren auch einen Monat vor dem geplanten Austrittstermin noch ungeklärt. In den USA entsteht mit der Erreichung der Staatsschuldenobergrenze das Risiko eines neuerlichen „Government Shutdown“ im späteren Jahresverlauf. Bei vielen der genannten Unsicherheitsfaktoren ist im ersten Halbjahr 2019 eine Klärung in Sicht. Die Handelsgespräche zwischen den USA und China schienen Anfang März in der Zielgerade. Mitte Mai endet die formale Frist für die mögliche Einführung von US-Autoimportzöllen. Im Mai findet zudem die Wahl zum europäischen Parlament statt. Wenn das Vereinigte Königreich daran nicht teilnimmt, wäre auch ein verschobener Austritt spätestens zu vollziehen, bis sich das neue Parlament zur Jahresmitte konstituiert.

Auch schlechte Gewissheiten sind oft besser zu ertragen als ein hohes Maß an Ungewissheit. Unternehmen passen sich nach und nach an neue Zölle und Produktionsgegebenheiten an und Investitionen, die am Jahresanfang wegen der herrschenden Unsicherheiten und/oder erhöhten Risikoaufschlägen bei der Finanzierung ausblieben, werden in den Folgequartalen nachgeholt. Vor diesem Hintergrund erscheint die Erholung der Aktienmärkte in den ersten beiden Monaten des Jahres rational und dürfte sich – ohne neue „Schocks“ – auch noch fortsetzen. Unterstützend wirken der vorsichtige Zugang der Notenbanken zur (nach wie vor angestrebten) Normalisierung der Zinsen und die Aussicht auf eine (limitierte) Nachfolgeregelung für die ab 2020 auslaufenden Langfristrefinanzierungen der EZB (TLTRO2). Das Potenzial der europäischen Aktienmärkte ist dabei höher einzustufen als in den USA, wo Arbeitsmarktenge, Lohnsteigerungen und Auslaufen der Effekte der Steuerreform allmählich das Gewinnwachstum einschränken und die Kurs/Gewinn-Verhältnisse höher sind als etwa im ATX. Der zu erwartende leichte Anstieg der Euro-Renditen bedeutet aus Ertragsgesichtspunkten noch keine ernsthafte Konkurrenz für Aktien als Veranlagung, Die lange Liste an Risiken und der auch in Europa schon fortgeschrittene Zyklus machen es aber besonders wichtig, innerhalb und zwischen den Assetklassen zu diversifizieren.


Autorin:
Dipl.-Vw. Uta Pock
Leiterin Research
VOLKSBANK WIEN AG
5. März 2019

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