Wiener Börse News

Marktanalyse: Coronacession – Virus trifft Börse und Wirtschaft empfindlich

Paul SeverinDer Begriff „Coronacession“ wurde als Kunstwort für Corona und Recession (Rezession) geboren. Die zentrale Frage ist, wie stark der Notstand ausgeprägt ist und wie lange er andauern wird.

Weitgehender Stillstand der Wirtschaftstätigkeit

Die Corona-Pandemie stellt eine neue Herausforderung an alle dar. Die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Virus führen derzeit zu massiven Beeinträchtigungen des Wirtschaftstreibens und zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosenquote in Österreich beträgt nach Definition des AMS (österreichischer Arbeitsmarktservice) per 31.3.2020 12,2%, nach 8,1% Ende Februar. Damit sind mehr als eine halbe Million Menschen derzeit beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos gemeldet. Besonders heftig ist der Anstieg im Bereich der Tourismusbranche (Beherbergung, Gastronomie), in der Bauwirtschaft und Verkehr, Lagerhaltung.

 201820192020 erwartet
Reales BIP
in %
2,71,6-2,6
Inflationsrate
(VPI) in %
2,01,51,0
Arbeitslosenrate in %
(der Erwerbspersonen)
4,94,55,6
Budgetdefizit
in % d. BIP
0,10,7-2,4

Quelle: Erste Group Research, 31.03.2020

Der Einbruch beim Wirtschaftswachstum von März bis Ende zweiten Quartals 2020 führt dazu, das die Analysten über das Gesamtjahr gesehen ein rückläufiges Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt von 2,6% erwarten. Die Unsicherheit wie hoch das Minus ausfallen wird ist sehr hoch ist. Es ist leider zu erwarten, dass die Analysten die Prognosen für 2020 weiter zurücknehmen werden müssen.

Fiskalpolitik und Geldpolitik als Medikament für die Volkswirtschaft

Die österreichische Bundesregierung hat ein Hilfspaket von bis zu 38 Milliarden Euro geschnürt um der aktuellen Abschwächung entgegenzuwirken. Das Hilfspaket umfasst Sofortmaßnahmen, Garantien und Haftungen zur Kreditabsicherung, Notfallhilfen für Branchen die besonders getroffen werden und Steuerstundungen. Weitere Maßnahmen wie Zahlungsmoratorien werden diskutiert.

 Die sehr gute Bonität der Republik Österreich wird davon nicht tangiert. Das bestätigt die Platzierung von zwei neu begebenen Staatsanleihen in Höhe von 7,5 Milliarden Euro Ende März zu Null Prozent Zinsen. Das Auftragsbuch war mit 43 Milliarden Euro deutlich überzeichnet. Ein klares Zeichen, dass Österreich als Schuldner nach wie vor sehr gefragt ist.

Wiener Börse unter Druck

Der ATX als Leitindex der Wiener Börse hat seit Jahresbeginn um 38% eingebüßt. Damit lag die Performance deutlich unter jenem des DAX (-28%) und S&P 500 (-22%). Auf die letzten fünf Jahre bezogen befindet sich das Börsenbarometer, allerdings ohne Berücksichtigung von Dividendenzahlungen, in etwa dort wo der DAX-Index notiert.

Die österreichischen Unternehmen werden in unterschiedlichem Ausmaß getroffen, in Summe ist die Zusammensetzung des ATX-Index in dieser Marktphase im Vergleich zu anderen Indizes ungünstig, da wichtige Sektoren wie der Reise- und Freizeitsektor, Öl- und Gassektor, Automobilindustrie und Finanzwerte stärker korrigieren als defensivere Werte, von denen es an der Wiener Börse leider nicht viele gibt.

Kursrückgänge bieten Chancen

Unsicherheit und ein unklares Bild verwehrt derzeit den Blick auf die lange Sicht was Aktien betrifft. Je länger die Unsicherheit anhält, desto länger werden sich auch die Aktienmärkte nicht erholen. Das richtige Medikament für die Börse ist eine effektive Bekämpfung des Virus und eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität. Versetzen Sie sich gedanklich in das Jahr 2025 und überlegen Sie für sich ob wir dann die Krise bewältigt haben und wie das Leben sich dann präsentiert.

Wenn Sie davon ausgehen, dass wir wieder Zeiten wie noch vor ein paar Monaten vorfinden, dann sollten Sie jetzt beginnen in Aktien zu veranlagen. Vielleicht einfach Schritt für Schritt mit regelmäßig gleich hohen Beträgen. Sie sammeln dann mehr Anteile ein, falls die Kurse weiter fallen sollten und profitieren umgekehrt davon, wenn sich alles wieder erholt.

Mehr Informationen auch unter blog.de.erste-am.com.


Autor:
Paul Severin
Head of Communications Erste Asset Management
Vorstandsmitglied ÖVFA
3. April 2020

Logo Erste Asset ManagementLogo ÖVFA

Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

Preisinformation

ATX Total Return in EUR
Austrian Traded Index in EUR