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Heimische Banken können sich sehen lassen

Rudolf Preyer | Börsen-Kurier

Studie: Banken brauchen Kostensenkungen und Ertragssteigerungen.

Die 15 größten österreichischen Banken agieren „deutlich profitabler“ als die europäischen Top-50-Banken. So der Sukkus der aktuellen „European Banking Study 2019“ (EBS) der Strategie- und Managementberatung zeb Austria. Verloren die untersuchten österreichischen Banken vor fünf Jahren in Summe noch 0,3 Mrd. EUR, sollen sie im Vorjahr in toto schon 6,1 Mrd. EUR verdient haben.

Auch die Kapitalausstattung liege hierzulande über dem europäischen Durchschnitt. „In den vergangenen zwei Jahren lag die Eigenkapitalrentabilität stabil über 10 % und damit über dem europäischen Durchschnitt von 7,2 % im Vorjahr sowie klar über den Anforderungen von internationalen Investoren“, fasst zeb-Austria-Geschäftsführerin Michaela Schneider zusammen. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag der Return on Equity Österreichs Banken im Schnitt noch bei 4,4 %.

„Sowohl als auch“ notwendig

Seit dem Jahr 2013 erzielten Investoren in österreichische Bankaktien Aktienrenditen von 4,2 % pro Jahr. Die gleiche Investition in europäische Großbanken hingegen hätte zu Verlusten von durchschnittlich 3,2 % jährlich geführt, so Schneider. Vor Journalisten warnte die FH-Dozentin jedoch: „Auch die österreichischen Institute sind massiv von der anhaltenden Niedrigzinsphase betroffen. Insbesondere durch niedrigere Risikokosten und außerordentliche Beiträge konnten Ergebnisrückgänge bisher noch kompensiert werden.“ Noch. Auf hohe Gewinne aus nicht-operativen Positionen können sich die Banken allerdings nicht mehr verlassen.

Insgesamt liege das operative Betriebsergebnis österreichischer Banken tatsächlich unter dem Niveau von 2014. „Das heißt, eine grundlegende Verbesserung der operativen Erträge und Kosten ist mittelfristig unbedingt erforderlich, um die Kapitalkosten weiterhin zu verdienen. Und dazu reichen Kostensenkungen allein nicht aus“, spitzte Schneider ihren Standpunkt zu. Schneider sprach diesbezüglich von einem „Sowohl als auch“: „Erfolgversprechend ist nur die Kombination von Kosten- als auch Ertragsaspekte adressierenden Maßnahmen.“

Digital Pioneers gehen voran

Banken sollten von den globalen Tech-Riesen lernen, um „Digitalisierung“ für eine Ergebnisverbesserung zu nutzen. Denn: „Europäische Banken, die ihre Geschäftsmodelle und Prozesse frühzeitig digitalisiert haben, entwickeln sich klar besser“, so zeb-Mann Andreas Sumper, „ihre Eigenkapitalrentabilität lag im Jahr 2018 mit 9,2 % nach Steuern deutlich über dem Durchschnitt, dasselbe gilt für die Relation von Kosten zu Erträgen dieser Institute.“

Letztlich sollten Banken – analog zu den Tech-Giganten – versuchen, eine „Omnipräsenz im Kundenalltag“ zu etablieren. Dazu müssen sie Ökosysteme anstreben, die neben den klassischen Bankleistungen auch darüberhinausgehende Services anbieten, ist Sumper überzeugt.

Dritte, etwa FinTechs, die bereits führende Services offerieren, werden in diesem Prozess höchstwahrscheinlich „einfach in das Ökosystem integriert“. Als Beispiel nannte der zeb-Senior Manager „WeChat“ des chinesischen Betreibers Tencent - der ursprüngliche Chat-Dienst wurde inzwischen auch um ein Mobile-Payment-System erweitert.

In einem heißen Bankenkonflikt, der an der „Digitalisierungsfront“ ausgetragen werde, bleiben unter den „Pioneers“, „Challengers“ und Followers à la longue möglicherweise nur Erstere über.

Allerdings stellte Sumper auch die grundsätzliche Frage, ob Digitalisierung der Treiber für höhere Gewinne sei oder aber ob „erfolgreiche Banken sich einfach die digitalen Investitionen besser leisten können“.

 

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