CEE Aktienmärkte zeigten sich seit Jahresbeginn im Durchschnitt relativ stark im Vergleich zu ihren westeuropäischen Pendants. So konnte der CECE EUR Index (Polen, Ungarn, Tschechien) mit einer Performance von rd. +3 % seit Jahresbeginn den Eurostoxx 50 (rd. -4% seit 1.1.) deutlich hinter sich lassen. Als Spitzenreiter unter diesen drei zentraleuropäischen Märkten erwies sich der ungarische Aktienmarkt mit einem Kursanstieg von rund 12%. Dazu trug ein positiver Ausblick der Indexschwergewichte OTP, MOL und Magyar Telekom bei, ebenso wie eine zunehmende Konjunkturdynamik, eine unerwartet frühe Wiederaufnahme von Zinssenkungen und die Reduktion der relativ hohen Bankenabgabe.

Tendenziell ist die freundliche Markttendenz an den CEE Märkten der unterstützenden Wirkung der Geldpolitik in Frankfurt und Washington und dem wieder zunehmenden Risikoappetit von Emerging Market Investoren geschuldet. Die Konjunktur in Zentraleuropa ist im dritten Jahr des Aufschwungs. Auch 2016 wird die Region CE im Durchschnitt knapp über 3 % reales BIP Wachstum anvisieren. Ebenso in Südeuropa ist der Aufholprozess im Gange. Fundament dieser Entwicklung ist wie in der Eurozone der private Konsum. So zeigten von Polen über Tschechien bis Kroatien und Rumänien die Einzelhandelszahlen zu Jahresbeginn eine starke Dynamik.

In Polen sollte das Familenunterstützungsprogramm der neuen Regierung für eine deutliche Steigerung der Kaufkraft und damit zusätzlichen Rückenwind für das Konjunkturmomentum sorgen. Der Aktienmarkt bleibt allerdings durch politische Unsicherheiten geprägt. So litt der Finanzsektor durch die Einführung der europaweit höchsten Bankenabgabe und auch Unklarheit in Bezug auf eine angekündigte Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten belasten Banktitel. Ebenso sind der Rettungsplan für die nationale Kohleindustrie unter mehr oder weniger freiwilliger Unterstützung von Versorgern, Banken und Versicherern und die Unsicherheit über eine Sondersteuer für den Einzelhandel zahlreichen Investoren weiterhin ein Dorn im Auge.

Auch der tschechische Aktienmarkt konnte nur bedingt von dem weiterhin starken wirtschaftlichen Umfeld profitieren. Ursachen für die regionale Underperformance waren die Unsicherheit in Bezug auf die Dividendenpolitik der Indexschwergewichte CEZ und Komercni Banka, die Sorge vor Negativzinsen auch in Tschechien sowie eine Gewinnwarnung der ebenso in Prag notierten Vienna Insurance Group.

Als stärkster Markt seit Jahresbeginn zeigt sich der russische Aktienmarkt. Zwar dürfte in Russland der konjunkturelle Abschwung 2016 noch anhalten, die Erholung des Ölpreises in den letzten Wochen führte allerdings seit Februar zu einem deutlichen Rebound des Rubels sowie des durch Rohstofftitel geprägten lokalen Aktienmarktes. Zusätzlich belebte eine Regierungsverordnung den Aktienmarkt, durch welche Unternehmen, die sich mehrheitlich in Staatsbesitz befinden, veranlasst werden mindestens 50% ihres Jahresüberschusses als Dividende auszuschütten.

Die aktuell startende Berichtssaison sollte unserer Erwartung nach allerdings kein uneingeschränkt positives Bild für CEE Unternehmen bringen. Bei Banken in der Region erwarten wir durchwegs gute Quartalsergebnisse aufgrund äußerst geringer Risikokosten, die Ertragsentwicklung zeigt sich allerdings aufgrund des Niedrigzinsumfelds eingetrübt. Wir rechnen zwar mit einer starken Berichtsaison für Industrieunternehmen (z.B. polnischer Chemiesektor), leider gibt es allerdings davon in CEE zu wenige, die börsenotiert sind. Versorger leiden weiterhin unter einem schwachen Strompreisumfeld, einige Energieunternehmen sollten allerdings von guten Margen im Raffinerie- und besonders im Pretrochemiesegment profitieren.

Ein stabiles Konjunkturumfeld in den meisten CEE Ländern und deutlich geringere Risikoprämien sprechen weiterhin für CEE Aktienmärkte. Politische Unsicherheiten, beispielsweise in Polen und Rumänien, und nur mäßiger Rückenwind von der Q1 Berichtsaison trüben allerdings den Ausblick.


Autor:
Mag. Stefan Maxian
Vizepräsident der ÖVFA
Head of Department Company Research
Raiffeisen Centrobank AG
25. April 2016

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